Pressemitteilung
Augsburg/Schwaig 10. August 2023
Caravaning-Interesse in Deutschland weiterhin sehr hoch – aber der Markt steht vor Herausforderungen
- Interesse an Reisemobilen und Wohnwagen sinkt um 8,5 %
- Inflation und Zinsen bremsen Kaufwillige
- Kunden achten auf soziale und ökologische Auswirkungen
- Deutschland, Italien und Frankreich sind die beliebtesten Reiseziele
Rund 18,2 Mio. Menschen in Deutschland interessieren sich für Caravaning – damit ist das Interesse am Reisen in den „eigenen vier Wänden auf Rädern“ weiterhin sehr hoch, geht aber auf das Niveau vor der Pandemie zurück. Die Inflation und Zinsen sorgen für Zurückhaltung von Kauf- und Mietinteressierten, was bei der nun wieder verbesserten Verfügbarkeit von Ware zur Herausforderung für Hersteller und Händler wird. Eine aktuelle, große Studie bietet nun im Vorfeld zum Caravan Salon (ab dem 25. August 2023) in Düsseldorf einen Eindruck von der Marktstimmung.
Ein insgesamt leicht rückläufiges Interesse an Reisemobilen und Wohnwagen, ein Trend zu kleineren Reisemobilen, Zurückhaltung infolge von Inflation und hohen Zinsen sowie weiterhin Nachholbedarf bei digitalen Services – dies sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen, bevölkerungsrepräsentativen Caravaning-Studie in Deutschland. Die von der gsr Unternehmensberatung in Augsburg und den Marktforschern von MiiOS in Nürnberg initiierte Befragung dient als wertvolle Grundlage für strategische Überlegungen von Herstellern, Händlern und Anbietern von Dienstleistungen sowie im Tourismus-Management und in der Politik.
Zurück zum Wettbewerb
Befragt wurden im Juni 10.289 Menschen in Deutschland (18-80 Jahre) zu ihrem Caravaning-Interesse und etwaigen Präferenzen. Demnach interessieren sich rund 18,2 Mio. Menschen in irgendeiner Weise für Reisemobile und Wohnwagen – sei es als Besitzer, Mieter oder mit der Absicht zum Kauf oder der Miete eines Fahrzeugs in nächster Zeit. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren (jeweils rund 19,9 Mio.) geht das Interesse um etwa 8,5 Prozent zurück. Besonders auffällig ist der Rückgang bei Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren um fünf Prozentpunkte, was im Wesentlichen auf ein nun nach den Pandemiejahren wieder volles Angebot auf dem Reisemarkt zurückgeführt wird. Zudem ist das Interesse an Reisemobilen deutlicher zurückgegangen als das an Wohnwagen.
Gleichzeitig verbessert sich die Lage bei der Verfügbarkeit von Fahrzeugen – diese allerdings unter dem Eindruck von Inflation und Zinsentwicklungen, was zu einer Zurückhaltung der Kaufinteressierten führt: Zum Halbjahr musste die Branche einen Rückgang der Neuzulassungen von Wohnwagen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften, bei den Reisemobilen ist die Veränderung zum niedrigen Vorjahresniveau nahezu ausgeglichen. Insider führen Letzteres auf die große Zahl der nun ausgelieferten Bestellungen aus den Vorjahren und weniger auf aktuelle Neubestellungen zurück. Die Industrie produziert wieder, der Handel baut Bestände auf und der Markt kehrt zu einem normalen Wettbewerb zurück.
Kleinere Reisemobile und größere Wohnwagen
Der Fokus von am Kauf Interessierten zeigt zwei Trends: Bei Reisemobilen steigt das Interesse an den Einstiegssegmenten Camper-Van und Kastenwagen kumuliert um neun Prozentpunkte auf nun 39 Prozent, gleichzeitig nimmt das Interesse an den teil- und vollintegrierten Fahrzeugen im elf Prozentpunkte auf nun insgesamt 50 Prozent ab – hier dürften die zum Teil in kurzer Zeit erheblich gestiegen Preise einen Hauptgrund darstellen.
Bei den Wohnwagen ist der Trend gegenläufig: Das Interesse an Mini-Wohnwagen sinkt leicht um drei Prozentpunkte, gleichzeitig steigt die Suche nach Groß- und Luxus-Wohnwagen.
Italien und Frankreich vorne
Bei den präferierten Reisezielen ändert sich wenig: Die Menschen zieht es eher ins Ausland (61 Prozent) und da sind die bevorzugten Destinationen Italien (14 Prozent) und Frankreich (12, jeweils plus zwei Prozentpunkte) sowie Kroatien (6). Bei den Reisen innerhalb Deutschlands (37 Prozent) geht es vorwiegend nach Bayern (20) oder an die Küsten von Nord- und Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern (16), Schleswig-Holstein (13) sowie Niedersachsen (10).
Auffällig ist bei den Angaben zu den Reisetagen, dass die Besitzer von Fahrzeugen mit 55 Tagen (Reisemobil) und 64 Tagen (Wohnwagen) jeweils noch einmal länger unterwegs sind als im Vorjahr, wohingegen die Reisetage mit angemieteten Reisemobilen (20) und Wohnwagen (23) rückläufig sind.
Anspruchsvolle Zielgruppe
Bei allen gegenwärtigen Herausforderungen kann die Branche mit Zuversicht den nächsten Jahren entgegenblicken: Caravaning-Interessierte sind im Durchschnitt jünger (43 Jahre) als Menschen ohne Interesse an dieser Reiseform (51), die Haushalte sind überwiegend größer (drei Personen und mehr) und das Einkommen höher. Zudem legen die Menschen bei aller Preissensibilität eher Wert auf sozial und ökologisch verträglichen Urlaub, was auf eine gewisse Kontinuität des Reisen im Wohnwagen oder Reisemobil schließen lässt.
Die Chancen der Industrie liegen im Ausbau eines Angebots an bezahlbaren Fahrzeugen und für Händler bei Kundenanliegen rasch zu reagieren und einer aktiven Kundenbetreuung. Eine grundsätzliche Herausforderung liegt im ausreichenden Angebot an geeigneten Stell- und Campingplätzen sowie digitalen Services, etwa für die Information und Buchung.
Alle Studien der Initiative Focus Caravaning entstehen in Kooperation mit erfolgreichen Marktplayern: Dem Fachtitel Auto Bild Reisemobil, dem Finanzdienstleister Creditplus Bank, der Nürnberger Versicherung mit dem Spezialversicherer Jahn & Partner sowie PiNCAMP, dem führenden Caravaning-Buchungsportal.